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Eine Insel mit Mehrwert.
Interview mit Lukas Schweingruber von Studio Vulkan Landschaftsarchitektur. Das Zürcher Büro ist für die Freiflächen und Plätze der Wohnsiedlung Aere verantwortlich. In Basel haben sie sich mit der Gestaltung von Gehegen für Nashörner und Menschenaffen im Zolli einen Namen gemacht.
Sie haben die schöne Aufgabe, Gebautes mit Gewachsenem, Geschlossenes mit Offenem zu ergänzen. Welches Konzept liegt Ihrer Arbeit dabei in der Wohnsiedlung Aere zugrunde?
Es geht hier, auf diesem peripher zwischen zwei Dörfern gelegenen ehemaligen Industrieareal, darum, einem Grundstück für die zukünftige Nutzung eine neue Identität zu geben. Als Konzept haben wir das Bild einer Insel gewählt, die – orientiert an den vorhandenen Landschaftsräumen – als etwas Eigenes bestehen und wirken kann.
Raum ist auch in Ballungsräumen ein knappes Gut. Wie werden Sie diesem Umstand gerecht? Oder anders gefragt: Hat Landschaftsarchitektur eine soziale Verantwortung?
Ich denke, ja. Hier nehmen wir sie insofern wahr, als dass wir die Landschaft so gestalten, dass sie Teil von etwas Grösserem wird und dadurch einen Wert, einen Mehrwert für die Gemeinden und das Umfeld darstellt.
Welche Elemente setzten Sie zur Reduktion negativer Klimaeffekte ein?
Es sind drei, die sich ergänzen: der gerade erwähnte Weiher, der in Bezug auf die Temperatur eine kühlende Funktion hat, die vielen Bäume, die als grüne Lungen die Luftqualität verbessern und klimaschädliche CO2-Emissionen binden, sowie schliesslich ein Minimum an Böden, die aus Hartbelägen bestehen, also versiegelt sind; dadurch werden wichtige Bodenfunktionen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit, erhalten.
Ein immer grösseres Anliegen dürfte auch die Biodiversität sein, die vielerorts heftig unter Druck steht.
Ganz genau. Durch die verschiedenen Gestaltungskategorien – Wald, Flusspark, Blumenwiesen und Weiher – bieten wir eine aussergewöhnliche Vielfalt an Vegetation an. Das ist wirklich selten und produziert respektive ermöglicht eine enorme biologische Vielfalt.
Mit welchen Pflanzen bestimmen Sie das Bild hier an der Birs hauptsächlich? Sind es eher die üblichen Verdächtigen oder mehr überraschende Gewächse?
Es ist eine Mischung aus einheimischen und fremden Einflüssen. Am Rand der Siedlung sind es ausschliesslich einheimische Pflanzen, die typisch für die Gegend sind. Im Innern kombinieren wir heimische Gewächse wie Föhren oder Trauerweiden mit der Nyssa, die sich als eigentlicher Klimabaum bewährt hat. Sie verdunstet wie kaum ein zweiter Baum Wasser, leistet also einen Beitrag zur Kühlung ihrer Umgebung, erträgt dabei aber auch hohe Temperaturen und kann auch mal eine Zeit im Wasser stehen. Zudem hat sie eine ganz tolle Herbstfärbung.
Lukas Schweingruber, Zürich
Landschaftsarchitekt BSLA, Mitgründer und Partner Studio Vulkan Landschaftsarchitektur in Zürich. Für die Planung der Freiflächen und Plätze in der Wohnsiedlung Aere arbeitet er in einem fünfköpfigen Team; bis die Umgebung an die Bewohnerinnen und Bewohner übergeben wird, werden er und sein Team 5000 bis 7000 Arbeitsstunden investiert und gut 28000 m² Fläche bearbeitet haben.